Es gibt Leute, die bekommen zur Konfirmation oder später ein Silberbesteck geschenkt oder zum Einzug in die erste richtige Wohnung von Großmuttern teures Porzellangeschirr. Ich gehöre nicht dazu. Silberbesteck hat selbst meine Mutter nicht mehr, mag wohl auch daran liegen, dass man aus Polen damals nicht alles mitnehmen konnte. Die Umzugskisten waren ja schließlich mit den guten Federbetten schon voll. Wie gut, dass wir alle an einer Hausstaubmilben-Allergie leiden ;o)
Aber zurück zum Geschirr. Als ich in meine erste Studentenbude gezogen bin, ist meine Oma mit mir in den Keller gegangen und wir haben aus ihrem alten Vorrat an Tellern, Töpfen und Schüssel herausgesucht, was ich gebrauchen konnte. Zusätzlich gab es dann noch ein Porzellanservice aus irgendeinem Möbeldiscounter (nicht IKEA!), was die Sache vervollständigt hat. Was braucht man auch mehr?
Lange Zeit ist es dabei geblieben. Andere haben sich schönes Porzellan gekauft, ich habe die Anzahl meiner Werbekaffeebecher auf Kongressen oder irgendwelchen Veranstaltungen erhöht. Am liebsten ist mir dabei der Eppendorf-Kaffeebecher von Kahla. Ich mag die Form dieser Tasse. Mittlerweile haben wir sogar zwei davon. Die zweite ist von Jans früherem Arbeitgeber, kein Wunder die Serie heißt ja auch "update". Ich glaube in unserem Vorrat an Kaffeebechern gibt es keine Tasse zweimal. Wir haben Tassen, die Geschichten erzählen.
Tja, der Rest des Küchenschrankes sieht da ähnlich aus. Alles bunt gemischt aus zwei Haushalten, die selber schon bunt waren. Andererseits kann ich mich bei jedem zerbrochenem Teller (die erzählen keine Geschichten) darüber freuen, dass wieder etwas mehr Platz im Schrank für schönere Dinge ist. Langsam aber sicher ist es mir dann doch irgendwie wichtig auch schönes Geschirr zu besitzen. Ich bin immernoch nicht davon überzeugt, dass es unbedingt teures, weißes Porzellan sein muss, aber schon auch nach optischen Gesichtspunkten und nicht allein praktischen ausgesucht.
Mittlerweile stehe ich auf Alltagskeramik. Vielleicht liegt es ja auch daran, dass dies eine Form von Kunst darstellt. In meiner ersten WG habe ich mit Daliah, einer Kunststudentin zusammengewohnt. Sie hat Alltagskeramik in Ihren ersten Semestern an der Akademie hergestellt. Die Kunst bestand bei ihr nicht darin aufwändige Formen und Bemalungen herzustellen sondern einfache Alltagsformen mit speziellen Lasuren zu versehen. Dazu hat sie z.B. Erde von unterschiedlichen Orten mit einer unterschiedlichen Mineralzusammensetzung in die Glasur gemischt. Dadurch schimmerte sie immer etwas anders. Leider verdient man mit so einer Kunst kein Geld, weshalb sie dann auch bald auf andere Medien umgestiegen ist. Von ihr habe ich aber den Hang zu Keramik und besonders zu den Farben.
Und so tauchen immer mehr Keramikschüsselchen und Tassen in unserem Küchenschrank auf. Leider ist der Westen unserer Republik nicht der richtige Ort um Keramik zu kaufen. Es gibt relativ wenig Leute, die dieses Handwerk in Deutschland noch ausüben und wenn dann trifft man sie eher im Osten oder auf Handwerkermärkten. Aber vielleicht ist das ja auch mein großes Glück. Jan und ich haben nämlich ein Abkommen geschlossen um den Kampf um den Platz im Küchenschrank so klein wie möglich zu halten. Für jedes neue Teil, was ich anschaffe, muss ein altes Teil weggeschmissen werden. Das fällt mir mitunter nicht gerade leicht. Aber was soll's, er hat ja recht!
Die Keramik, die Ihr auf den meisten meiner Foto seht, kommt aus Dresden aus einer kleinen Keramikwerkstatt. Kronenkeramik heißt sie. Es ist ein winziger Laden, der hauptsächlich Alltagskeramik anbietet. Die Formen sind immer irgendwie gleich und nur durch die Farben und kleine Highlight, wie z.B. Krönchen aufgepeppt. Aber gerade das Einfache mag ich an der Kronenkeramik. Es sind klare Formen ohne Schnörkel. Man kann sie in die Spülmaschine geben, hat aber immer das Gefühl ein Unikat in der Hand zu halten.
Leider hat Frau Gnauck, die Macherin dieser Keramik keinen professionellen Onlineshop. Man kann sie aber anschreiben und ihr sagen, was man gerne hätte. Dann verschickt sie die Sachen auch. Für mich war es aber bisher immer das besondere jedesmal wieder in diesen winzigen Laden zugehen und etwas mitzunehmen. Eben mein fester Anlaufpunkt in Dresden.
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